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Exogene Einflüsse auf das Rollenverhalten

...Geschlechtsunterschiede, die sich auf das Verhalten beziehen, liegen vermutlich nicht im Wesen begründet, sondern sind stark kulturell determiniert ...([92], S.230). Kinder wachsen, als Junge oder Mädchen geboren, sehr früh in die jeweilige Geschlechterrolle hinein. Mit dieser Rolle verbinden sich unterschiedliche Lebenspläne, Handlungs-und Verhaltensmuster.

Die traditionelle Geschlechterrolle wird in Schillers Lied von der Glocke zum Ausdruck gebracht:

Der Mann muß hinaus
ins feindliche Leben
muß wirken und streben
und pflanzen und schaffen
erlisten, erraffen
muß wetten und wagen
das Glück zu erjagen (...)

Und drinnen waltet
die züchtige Hausfrau
die Mutter der Kinder
und herrschet weise
im häuslichen Kreise (...)

(Schiller, zit.bei[18]).

Nach diesem Vorbild wurden die Kinder auch im 20. Jahrhundert erzogen. Während der letzten Jahrzehnte versuchte man, diesem starren Rollenklischee zu entrinnen.

Erziehung und Rollenverhalten

Die meisten Eltern wünschen sich, daß aus einem Jungen ein ''richtiger ''Junge'' wird und aus dem Mädchen ebenfalls ein ''richtiges''Mädchen. Die Rollenerwartungen haben sich kaum verändert. Geschlechterrollen und das damit verbundene Rollenverhalten sind in einer Gesellschaft festgelegt, unterliegen aber bestimmten Zeitströmungen. Rollengemäßes Verhalten wird beispielsweise durch annerkennende Worte verstärkt. Auch hier greift wieder der Lerntheoretische Erklärungsansatz. Bei Mädchen wird ordentliches, fleißiges, vernünftiges und an häuslichen Tätigkeiten orientiertes Verhalten honoriert, während ein ''richtiger''Junge durchaus aktiv, laut, aggressiver und extrovertierter auftreten soll.

Nicht nur die Eltern, auch Medien und Spielzeug beeinflussen und verstärken das stereotype Rollenverhalten. Bei Jungenspielzeug wird Wert auf Technik und Aktion gelegt; Manipulier- und Explorierdrang werden gefördert. Typisches Mädchenspielzeug sind nach wie vor Puppen, Küchengeschirr und Kuscheltiere. Interessantes Spielzeug wird Jungen angeboten, anspruchsloses den Mädchen.

Von einem Jungen erwarten die Erwachsenen, daß er nicht bei jeder Gelegenheit das Weinen anfängt, sonst wäre er ja ein ''Weichling''. Wenn es dennoch passiert, dann wird es wohl toleriert, aber insgeheim wünschen sich manche Mütter doch einen kleinen Helden, der später die Beschützerrolle einnimmt. Und offenbar fürchten sich Jungen auch mehr vor der Bezeichnung ''weichlich'' als Mädchen vor dem Etikett ''wild''. Letzteres wird sogar als Aufwertung betrachtet (vgl.[20], S.87ff).

Aus diesem Grunde lernen Jungen alles zu tun, um den herrschenden Rollenerwartungen zu entsprechen. Wilde Spiele, geschlechtsspezifische Aggressionen wie Toben, Raufen, Kämpfen sind dann ganz selbstverständlich. Viele Eltern sehen derartiges ''männliches'' Verhalten gerne, ermuntern dazu und vermitteln so das Rollenverständnis vom Mann weiter.


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Sat Aug 19 17:12:38 CEST 2000