Die Fragen nun im einzelnen:
Offene Einleitungsfrage; sie hat nur indirekt mit dem Thema zu tun. Sie entspricht der Erwartung des Schülers gemäß der Vorabinformation; die Frage kann leicht von den Kindern beantwortet werde. Die Frage weckt das Interesse, sie ist der erste Schritt, um Gesprächshemmungen abzubauen. Sie informiert über das Lieblingsspielzeug und wird in der Auswertung verwendet werden, um aufzuzeigen, ob sich geschlechtspezifisches Spielzeug herauskristallisiert, bzw. ob Kinder zu typischen Jungen- oder Mädchenspielzeug greifen.
Offene Einleitungsfrage. Diese Frage ist differenzierter und richtet sich auf das Spielverhalten, auf das freie Spiel und Gesellschaftsspiele. Hier müssen die Kinder Antworten aus der Erinnerung verbalisieren. Erwartungshaltung: Beeinflussung des Spielgeschehens durch Freunde und deren Ideen; z.B auch Cowboy- und Indianerspiele oder Räuber- und Gendarmspiele.
Letzte Einleitungsfrage; sie lenkt langsam auf das Thema. Es wird nach der Beeinflussung des Spielverhaltens durch das andere Geschlecht gefragt. Vorurteile dem anderen Geschlecht gegenüber wie : mit Mädchen spielen ist blöd sollen erkannt werden. Intendiert sind Nennungen wie Cowboy und Indianerspiele, die oft mit dem anderen Geschlecht gespielt werden, wobei das schwächere Geschlecht meist die Verliererrolle besetzen muß. Hier werden je nach Antwort Zusatzfragen gestellt. Bei Nennung derartiger Spiele kann auf die nächste Frage übergeleitet werden.
Mit den ersten drei Fragen, die leicht zu beantworten sind, ist der Einleitungsteil abgeschlossen. Es sollte nun die Antwortbereitschaft erhöht und das Mißtrauen dem Interviewer gegenüber abgebaut sein.
Offen Faktfrage, Kernfrage; der Begriff Waffen wird umschrieben. Es ist sonst damit zu rechnen daß die Befragten durch den Terminus Waffen überrumpelt werden, so daß vermutlich besonders Mädchen, die nach der Pilotbefragung eher negative Assoziationen damit verbinden, schon hier abblocken würden. Die indirekte Formulierung schließt z.B. auch Figuren mit Waffen ein, so daß der Befragte ausweichen kann. Die Umschreibung ist einer Umfrage von Wegener-Spöhring [112] entlehnt. Nach der Antwort ja/nein gabelt sich die Frage und bittet um Informationen über die Art der Waffen, bzw wie die subjektive Komponente verstanden wurde, ob z.B. Wasserspritzpistolen als Waffen zum Kämpfen eingestuft werden. Es interessiert, ob die Neigung zum Waffenspiel von Eltern und Verwandten unterstützt wird, bzw. ob Kinder so stark motiviert sind und es sich selbst kaufen. Bei Kindern der ersten Klasse ist dieser Aspekt nicht so gewichtig, da sie selbst selten über genügend Taschengeld zum Spielzeugkauf verfügen. Ebenso wird eruiert, ob Verbote durch Eltern bestehen, aber dennoch Wünsche nach Waffenspielzeug vorhanden sind. Hier sind Antwortalternativen angeboten, auf die sich das Kind nicht festlegen muß, die aber aus Auswertungsgründen angegeben sind.
Diese offene Frage konkretisiert und stellt einen Höhepunkt der Befragung dar. Als Hilfe zur Antwortformulierung und weiteren Sondierung ist sie um zwei Unterfragen erweitert. Es handelt sich um eine Wissensfrage, die von manchen Kindern sicher nicht einfach zu beantworten ist. Sie entzieht sich sicher dem Erfahrungshorizont der meisten Kinder und muß vom Hörensagen beantwortet werden. Intendiert wird ob dem Kind der Unterschied zwischen Waffe und Spielzeugwaffe bewußt ist, ob Kinder einen Unterschied zwischen Realität und Spiel machen. Aussagen wie ...wenn ich eine echte hätte, dann würde ich ...sind möglich. Wichtiger jedoch ist, ob sich Kinder der Gefährlichkeit einer echten Waffe bewußt sind.
Geschlosssene Handlungsfrage; sie verlangt von den Kindern, sich in eine Situation hineinzuversetzen oder sich an eine Situation zu erinnern. Es ist damit zu rechnen, daß Oktoberfest und Schießbuden den Kindern bekannt sind. Für zögernde Antworten und entsprechend ablehnende oder zustimmende Neigungen sind Antwortalternativen mit Begründungen vorgegeben. Zieldimension:Geschicklichkeit, Abenteuer, Angst, grundsätzliche Abneigungen. Schießbuden sind die einzige Möglichkeit für Kinder, auf legale Weise an richtige Schußwaffen zu gelangen.
Hier können Mädchen und Jungen auf Beobachtungen oder auf Klischees über typisches geschlechtsspezifisches Spielzeug zurückgreifen. Interessant ist die Antwort in Zusammenhang mit Frage 1 (Mit welchem Spielzeug spielst du am liebsten ?). Frage 1 ist eine Faktfrage, bei Frage 7 handelt es sich um eine Einschätzungsfrage.
Geschlossene Erholungsfrage, erfrägt eine Handlung; Eine Frage, die eher vom Thema ablenkt und Ausstrahlungseffekte vorangegangener Fragen aufheben soll. Für die spätere Auswertung ist sie eher unwichtig. Es wäre falsch, Zusammenhänge zwischen einer eher aggressiven Freizeitbetätigung und der Neigung zum Spiel mit Waffen aufzeigen zu wollen. Es kristallisieren sich wahrscheinlich eher geschlechtstypische Freizeitgestaltung heraus.
Die abgebildeten Gegenstände in der gezeigten Reihenfolge (siehe Anhang 11.2):
Offene Frage; Es wird eine Beurteilung und Bewertung abgebildeter Gegenstände verlangt. Gezeigt werden neun Bildkarten. Sie wirken der Monotonie entgegen und lockern das Gespräch auf. Die Kinder haben nun konkrete Bilder in Händen. Die Karten stellen einen kleinen Ausschnitt verschiedener Spielzeuge und Waffen dar. Es soll registriert werden, ob spontan Unterschiede zwischen Spielzeug und echten Waffen gemacht werden können; ob Kinder die Abbildungen überhaupt als Waffen bezeichnen, oder sie diese vielleicht aufgrund ihrer Farben ect. als harmlos einstufen und als Spielzeug deklarieren. Anders als bei den Karten aus dem Vortest, sind hier fast ausschließlich Abbildungen von typischen Jungenspielsache vertreten.
Die Darstellungen sind auf DIN A 5 Karteikarten weiß aufgeklebt, um die Handlichkeit zu verbessern. Die Bildreihenfolge wird bei jedem Befragten eingehalten.
Offene Frage mit 2 stereotypen Antwortmöglichkeiten. Es handelt sich um eine Sondierungsfrage, die eine Beurteilung verlangt. Die Spielfiguren sind wahrscheinlich aus Fernsehserien und Comics bekannt. Die Figuren repräsentieren sog. Actionfiguren, die zum Kampf gegen das Böse verschiedene Waffen tragen. Sie stellen eine Alternative zu direkten Waffen dar und bieten die Möglichkeit der Identifikation bzw. des Auslebens von aggressiven Gefühlen und Konflikten. Die Figuren werden von Eltern eher als Spielzeug akzeptiert als Spielzeugwaffen.
Offene Faktfrage mit Erholungsfunktion; sie hinterfragt die Sanktionen der Eltern . Werden hier häufig Waffen genannt, dann läßt das auf eine Beeinflussung durch die Eltern schließen. (siehe auch Frage 4 !). Die Frage ist sicher leicht zu beantworten, automatische Antworten wie ...Messer, Schere, Gabel, Licht ...sind hier leicht möglich. Dies Frage muß unbedingt vor der Frage 12 stehen um diese Frage nicht zu beeinflussen.
Diese Frage gliedert sich in 3 Teile, in denen Wissen, Einstellung und Bewertung verlangt werden (vergleiche auch Frage 5). Interessant ist, ob die Kinder auf die Frage Waffenarten aufzählen oder den Umgang mit einer Waffe beschreiben.
Die Fragen nach dem persönlichen Interesse und der Faszination sind vielleicht etwas direkt, aber unvermeidbar, weil sie das Thema schließlich auf den Punkt bringen.
Offene Frage, nach Bedarf mit Antwortalternativen, da die Motivation gegen Ende der Befragung erfahrungsgemäß nachlässt. Die Frage wird geschlechtsneutral gestellt. Geschlechtsnennung und Geschlechtseinschätzung interessieren. Die Zieldimension ist Faszination und Gefühlsausdruck beim Umgang mit Schießgeräten. Von den Kindern wird erwartet, daß sie sich in andere Kinder hineinversetzen und versuchen, deren mögliche Gefühle zu verbalisieren.
Abschiedsfrage; Hier ist festzustellen, ob sich das Kind eventuell überfordert fühlte, und welchen bleibenden Eindruck es mitnimmt.