next up previous contents
Weiter: Entwicklung des Kriegsspielzeugs nach 1 Hoch: Die Waffe als Spielzeug Zurück: Historischer Abriß bis 1933

Kriegspielzeug 1933 - 1945

Die Jahre 1933 bis 1945 waren für die Kriegspielzeugproduzenten sehr erfolgreich, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Goßbritanien und den USA.

Die NS-Ideologen erkannten, daß man mit sog. Wehrspielzeug ...der heranwachsende Jugend die Bedeutung und das Verständnis für Kampfesweise aus alter und neuer Zeit lebendig vor Augen führen kann ...Weiterhin konnte ...mit Wehrspiel die komplizierteste und neuste Technik perfekt dargestellt werden ...

Das Propagandaministerium rief auf : ...die militärischen Spielfiguren, wie Bleisoldaten, Massesoldaten usw. noch mehr in den Dienst der Erziehung zum wehrhaften und vaterländischen Geist zu stellen ...(zitiert bei [97], S.195)

Sofort wurde dieses neuerwachte Interesse an Kriegspielzeug von der Spielzeugbranche aufgegriffen und in verstärktem Maße Werbung betrieben. Z.B.

: ...Jeder Deutsche Junge muß zu Weihnachten wieder Bleisoldaten erhalten zur Pflege des deutschen Wehrgedankens ... oder ...Spielzeuge, die in die Zeit passen: Spiel- Maschinengewehr, D.R.G.M. mit Transportwagen und Mechanik zur täuschend ähnlichen Nachahmung des MG-Feuers ...Spielkanone mit Protze und Deichsel ...eine Kanonen, die wirklich knallt und raucht ...([97],S.195). Die Spielzeugbranche lieferte ein lückenloses Abbild der Wehrmacht, ein Sortiment von Panzern, Kriegsschiffen etc. Selbst die Figur Adolf Hitler gab es in allen Ausführungen. Wehrspieleug (als Kriegsspielzeug) sollte zum Volkserziehungsmittel werden. Der pädagogische Mentor der deutschen Spielzeugindustrie Julius Menzel erläutert die Funktion und die Rolle des Wehrspielzeugs:

...Beim Spiel mit Soldatenfiguren ist (der Knabe) nicht immer Feldherr oder Soldat, sondern mehr eine gewissermaßen über all diesen Figuren waltende Macht. ...Militärausrüstungen ... Seitengewehr, Säbel, Gewehr ...unterstützen dieses Rollenspiel ([70], S.50).

Von klein auf wurden Kinder und Jugendliche der Kontrolle des faschistischen Systems ausgesetzt. Das Eindringen der Ideologie in alle Lebensbereiche der Kinder, auch in die Spielwelt, hatte unter anderem die Militarisierung der Kinder zum Ziel. Das Kinderspiel wurde reglementiert, die Phantasie der Kinder mißbraucht und manipuliert. Dennoch belegen Kroner und Retter, daß dem Wehrspielzeug nur eine zweitrangige unterstützende Rolle bei der Verfolgung von NS- Zielen zugestanden werden kann ([97], S.204). ...Von einer totalen Ausnutzung der Mittlerfunktion des Spielzeugs zur Propaganda für politische Zwecke kann nicht gesprochen werden ...

Und auch Kroner äußert, daß die Initiative von der Spielzeugbranche und weniger vom Staat ausging, Spielzeug für wehrpolitische Zwecke einzusetzen. ...Die wehrpolitische Erziehung im 3. Reich erfolgte viel mehr durch Schule, durch Literatur, ...und in der HJ ...[70], S.50).

Dennoch ist deutlich, daß Kriegsspielzeug wie Modellsoldaten, Waffen aus Plastik, Uniformen, Brett und Strategiespiele Indiz waren dafür, daß die Gesellschaft mit der Idee eines zukünftigen Kriegs vertraut gemacht werden sollte bzw. sich im Kriegszustand befand (vgl. [69], S.14).

Kriegsspielzeug konnte als Katalysator und Transportmedium für politische Vorstellungen, Normen Ideologien und Stereotypen bezüglich Rüstung, Militär Krieg, Konfliktlösungen und Herrschaft eingesetzt werden und wirksam sein (vgl. Birckenbach, zitiert bei [61],S.268).


next up previous contents
Weiter: Entwicklung des Kriegsspielzeugs nach 1 hoch: Die Waffe als Spielzeug Vorher: Historischer Abriß bis 1933

root
Sat Aug 19 17:12:38 CEST 2000