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Historischer Abriß bis 1933

Spielmittel im herkömmlichen Sinne sind Nachbildungen aus dem Leben und den Tätigkeiten der erwachsenen Gesellschaft. Kinder spielen gerne mit den Dingen, die ihnen vom Leben der Erwachsenen bekannt sind, weil sie das Leben der Erwachsenen imitieren wollen.

Es ist bekannt, daß Kinder schon in den Epochen der ägyptischen und griechisch-römischen Hochkulturen mit Spielsoldaten spielten. Bilddokumente zeigen , daß sich Kinder zur Zeit des Rittertums (12. Jahrhundert) zuweilen mit gepanzerten Rittern zu Pferde beschäftigen, die sie an Schnüren hinter sich herzogen ([97], S.60). Eine Lieblingsbeschäftigung der Jungen (!) aller Altersstufen, über Jahrhunderte hinweg, waren Spiele mit Holzpferden und Rittern. Nach Roer ([99]) ist ...Ludwig der XIII, die erste geschichtliche Persönlichkeit, die den Wert des Spieles mit einem Metallsoldatenheer für die Erziehung seines Sohnes erkannte und konsequent anwandte ...

Während die anfänglich silbernen Spielzeugsoldaten den oberen Schichten vorbehalten blieben, ist anzunehmen daß in den einfacheren Schichten mit Holzfiguren, Steckenpferden etc.  gespielt wurde. Im 18. Jahrhundert wurden Zinnsoldaten zum weitverbreiteten Spielzeug. Mit Friedrich II. wurde das Militär bürgerlicher, und der Staat militärischer geprägt. Die militärischen Erfolge Preußens führten dazu, daß der Zinnsoldat bald zum Standardspielzeug eines jeden Jungen wurde. Später (1883) setzte Hans Christian Andersen dem Zinnsoldaten ein poetisches Denkmal ([4]). Mit der industriellen Produktion nahm der Verkauf und die Verbreitung, von nun billigem und vereinfachtem Kriegsspielzeug, im 19. Jahrhundert nochmals zu.

Das Soldatenspiel war wohl zu dieser Zeit sehr beliebt bei Kindern, wie Kupferstiche und Radierungen von Nußbiegel zeigen. Zum Soldatenspiel gehörten nicht nur Schwert, Gewehr und Trommel sondern auch stramme Haltung als Zeichen preußischer Disziplin.

Die pädagogische Aufgabe der Zinnfiguren und Waffen lag darin, aktuelles und historisches Weltgeschehen darzustellen (kein Fernseher !), und über neue Waffentechnik zu informieren. Den Kindern sollte eine vaterländische Gesinnung anerzogen werden. Sie sollten im Spiel früh mit Drill und Exerzierreglement konfrontiert werden. Das Militär unterhielt eigene Schulen und Internate, die sog. Kadettenanstalten. Deren Strenge ist heute noch sprichwörtlich.

Dies steigerte sich noch nach dem Deutsch / Französischem Krieg von 1871 bis zur wilhelminischen Ära und dem Beginn des 1. Weltkriegs. Die Grundmuster von Soldatentum und zackiger Disziplin, die damals dem Kinderspiel zugrunde lagen, prägen noch heute das Bild des Deutschen in der übrigen Welt.

Dennoch wurde das Kriegsspiel in dieser Zeit nicht so bewußt geplant und gezielt eingesetzt um politische Interessen durchzusetzen wie es dann 1933 bis 1945 der Fall war.

Nach dem ersten Weltkrieg .

Es ist anzumerken, daß das Kriegsspiel und der Militarismus zu dieser Zeit kein typisch deutsches, sondern ein internationales Phänomen war. Dem ersten Weltkrieg folgte die große Ernüchterung. Der Gebrauch von Kriegswaffen und verbrecherischem Kriegsspielzeug wurde durch den Versailler Vertrag untersagt. Aber auch englische Produzenten wie Britains Soldiers stellten auf ziviles Spielzeug (Tiere, Zirkusfiguren etc. ) um.


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Sat Aug 19 17:12:38 CEST 2000