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Totschießen mit Spielzeugpistolen

5 Jungen im Alter von 4-7 Jahren spielen mit Pistolen, sie bezeichnen es als ''Cowboyspielen''. Zur Verfügung stehen 2 Cowboypistolen und 3 kleine Wasserpistolen der älteren Art. Das älteste Kind erklärt die Spielregeln; man vereinbart, daß jeder auf jeden schießt, es werden keine gegnerischen Gruppen gebildet: ''Wir schießen aufeinander und der, der zuerst schießt, sagt: ich bin Feuer - du bist getroffen''. Daraufhin muß der Getroffene umfallen und die Pistole loslassen. Der Schütze nimmt dann die Pistole an sich.

Bald darauf bricht große Schießerei aus. Im Garten sind die typischen Schießgeräusche zu hören. Die Kinder lassen sich reihenweise zu Boden fallen und spielen ''tot sein'', jeder für ca.10 Sekunden. Danach stehen die jeweils Getroffenen wieder auf und schießen mit ''phantasierten'' Blitzen, untermalt mit Zischgeräuschen, auf die Kinder, die momentan zwei Pistolen besitzen. Von der scheinbaren Kraft der imaginären Blitze unterlegen geworden, gibt der ''2-Pistolenbesitzer'' eine Pistole an den ''Blitzenschützen'' zurück. Ein erneuter Schießversuch mit Todesfolge kann erfolgen. Intern regeln die Kinder die Ausgewogenheit von Schützen und Getroffenen.

Versuch einer Interpretation: In dieser Spielszene gibt es keine ausdrücklich festgelegten Guten oder Bösen, das Aufeinanderschießen erfolgt in keiner aggressiven Weise. Ziel war es nicht, Gewinner und Verlierer entstehen zu lassen. Vielmehr entstand der Eindruck, daß ihnen das Hinfallen auf den Rasen und ''Totsein''am meisten Spaß gemacht hat. Sie wollen das ''Totsein'' erproben und ihre dabei empfundenen Gefühle feststellen. Im Spiel ist der Tod nicht schlimm; hier verwischen die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits. Das Spiel trug märchenhafte Züge, da die ''Toten''plötzlich wieder ''lebendig''wurden, die Kinder sogar dadurch magische Kräfte erhielten (Blitze), worüber sich kein Kind wunderte.

Die Waffe wurde hier nicht zum Töten eingesetzt, sondern um ''tot-sein'' spielen zu können. Maßgeblich ist immer die Absicht, um den Waffengebrauch, auch im Spiel richtig beurteilen zu können.

Abschließende Bemerkung

Diese beobachteten Spielszenen waren meist von kurzer Spieldauer und betrugen im Höchstfall 10-15 Minuten. Die Kinder verloren relativ schnell die Lust am Spiel mit reellen oder imaginären Waffen. Sie wandten sich sehr schnell anderen Dingen zu. Deshalb konnte zu der Auffassung gelangt werden, daß das Spiel mit der Waffe im Normalfall als harmlos gewertet werden kann.


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Sat Aug 19 17:12:38 CEST 2000